UBoot-Unfälle | 13.08.2001
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Die Kursk im Netz

Der wahre Grund - Defekter Torpedo versenkte "Kursk"

Am 12. August 2000 um 11.32 Uhr (9.32 Uhr MESZ), versinkt der Stolz der russischen Marine, die "Kursk", mit 118 Matrosen an Bord in der hier 108 Meter tiefen Barentsee. Das Flaggschiff der strategischen U-Boot-Flotte, war 18.000 Tonnen schwer, 154 Meter lang, hatte zwei jeweils 160 Tonnen schwere Atomreaktoren und 22 Raketen an Bord. Sie wurde 1994 bei Sewmasch in Sewerodwinsk gebaut.,

Seit dem 14. August 2000, hämmert der Kreml in die Hirne der Russen: Die Männer der "Kursk" mussten sterben, weil ein anderes U-Boot, vermutliches eines aus dem Westen, einen Zusammenstoß verursacht hat. Bei dieser Behauptung ist man bis heute geblieben, ohne einen Beweis dafür zu bieten.

 

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Man geht von der Explosion eines Torpedos im Abschussapparat der "Kursk" aus, dem die Detonation weiterer folgten, das sei festgestellt worden. Doch das auslösende Moment war nicht, wie inzwischen von zahlreichen Experten angenommen, ein defekter Torpedo vom Typ "Tolstjak", sondern eine Kollision mit einem ausländischen U-Boot. Man vermutet, es könne nur die "Toledo" gewesen sein, die sich zur Manöverbeobachtung in diesem Teil der Barentssee befunden hatte. Dabei habe sich das amerikanische Boot offenbar unversehens auf direktem Kollisionskurs mit der "Kursk" befunden, habe versucht auszuweichen, das russische Boot jedoch noch mit seinem Heckstabilisator getroffen. "Und das hat schon ausgereicht", meinte Wolschenski. Die Torpedorohre des russischen U-Bootes, das aus einem Stahlgehäuse und einem zweiten leichteren Korpus besteht, ragen gut zehn Meter aus dem festen Korpus hinaus und sind nur von einer stromlinienförmigen, leichten Hülle umgeben. Es reiche schon ein relativ leichter Schlag aus, um diese Hülle zu beschädigen und den Torpedo detonieren zu lassen.

Einen Tag nach dem Unglück sei eine Boje in der Nähe der "Kursk" gesehen worden, die nicht von russischer Herkunft sei. Die als grün und weiß beschriebene Boje sei jedoch wieder verschwunden, bevor sie geborgen werden konnte. Die USA haben das als falsch zurückgewiesen. In einem Zeitungsbericht hieß es, wenn die "Kursk" mit einem ausländischen U-Boot zusammengestoßen wäre, hätte es sich vermutlich um ein britisches gehandelt. Auch Großbritannien hat derartige Berichte zurückgewiesen.
In Russland regiert der Geheimdienst FSB. Auf Weisung des Präsidenten hat der Oberkommandierende der Flotte allen Marineoffizieren, auch denen im Ruhestand, untersagt, Auskünfte an Journalisten zu geben. Der Kapitän Ersten Ranges, Igor Kudrin, zeigt uns den "Maulkorb"-Erlass. Strengstes Stillschweigen wurde auch den Mitgliedern der Regierungskommission auferlegt, welche die Ursache des Unterganges der "Kursk" erkunden soll. Die Absicht ist klar: Russlands Führung, allen voran Präsident Wladimir Putin, wollen verhindern, dass die Wahrheit bekannt wird. Eine Wahrheit, die das Lügengespinst der russischen Staatspropaganda zerreißt. Zwischen dem Anspruch, Russland wieder zur Großmacht zu erheben, und der Wirklichkeit liegen Welten.

Was passierte wirklich auf der "Kursk"? Es kursieren noch mehr Theorien darüber, was die Havarie auf dem U-Boot ausgelöst haben könnte. Bei der Analyse zum Unglückshergang widersprechen sich russische und norwegische Stellen. Das norwegische Militär äußerte die Ansicht, die Explosion eines Torpedos oder eines anderen russischen Waffensystems habe die "Kursk" zum Sinken gebracht. Ein norwegisches Boot, das das russische Manöver in der Barentssee beobachtete, habe zwei Detonationen an einer Seite der "Kursk" registriert.
Michail Mozak, Oberkommandant der russischen Nordmeer-Flotte, sagte, die "Kursk" sei auf eine Mine aus dem Zweiten Weltkrieg gelaufen. Das norwegische Militär hält das für möglich.

Anhand neuer Informationen und Zeugenaussagen lassen sich die letzten Stunden der "Kursk" sowie die mutmaßliche Ursache für ihren Untergang rekonstruieren. Die wahrscheinlichste Ursache für das Kurs-Unglück ist profan, hausgemacht und eigentlich eine typisch russische Geschichte: Torpedos waren an Bord, die dort nicht hingehörten:

Gefechtstorpedos vom Typ "Tolstjak"-Seeleute nennen sie ihrer massigen Form wegen "Tolstjak" oder "der Dicke" . Torpedos dieser Art haben einen Durchmesser von 600 Millimetern, sind 12 Meter lang und wiegen über 200 Kilogramm. Bei einer Übung oder einem Manöver müssen sie vorher ausgeladen werden. Das ging aber im Militärhafen Vidjajevo nicht, weil dort nur ein einziger Kran funktionierte. Und der war belegt. Kommandant Gennadi Ljatschin legte mit den verbotenen Torpedos ab. Das war allen bekannt in Vidjajevo, auch dem Stab der Nordflotte in Severomorsk. Auch, dass ein "Tolstjak" auf der "Kursk" leck war. Aus ihm trat ein hoch explosives Gemisch von Kerosin und Wasserstoffperoxid aus.
Die finanziell arg gebeutelte Nordflotte hält das größte Manöver seit dem Ende der Sowjetunion ab. Über 30 Schiffe sind im Einsatz, darunter das Flaggschiff "Peter der Große". 8000 Matrosen und Offiziere sollen die Kampfkraft der Flotte unter Beweis stellen. Auf die "Kursk" ist Verlass. Kapitän Gennadi Ljatschin schießt erfolgreich einen Marschflugkörper ab. Auf anderen Schiffen herrscht Chaos. Die "Peter der Große" schickt eine Rakete los - sie stürzt gleich nach dem Start ins Wasser. Die Aufgabe der "Kursk" für den folgenden Tag, der als Trauertag in die russische Geschichte eingehen soll, ist klar: Sie soll die "Peter der Große" mit Übungstorpedos attackieren. Das Flaggschiff soll den Angriff abwehren.

Im Torpedoraum ereignet sich nach Ansicht von Experten Folgendes:

  • Matrosen stellen fest, dass an einem Torpedo vom Typ "65-76 Tolstjak" ein Leck aufgetreten ist. Der Torpedo wird von einer Brennstoffmischung, die Wasserstoffperoxid und Kerosin enthält, angetrieben. Dieser Typ gilt als besonders anfällig für Lecks.
  • Als die Soldaten auf Messinstrumenten in Abschnitt I feststellen, dass die Konzentration von Wasserstoffperoxid zunimmt, unterrichten sie Kapitän Gennadij Ljatschin. Der Kommandant ist auf seiner letzten Dienstreise und Anwärter für den Orden "Held von Russland". Ljatschin befiehlt, den defekten Torpedo ins Rohr zu schieben und auf den Meeresboden herauszulassen. Die "Kursk" befindet sich zu diesem Zeitpunkt auf 19 Meter Tiefe, eine typische Tiefe zum Abschuss von Torpedos. Doch der Torpedo bleibt im Rohr stecken.
  • Als die Seeleute den Rohrdeckel wieder öffnen, entsteht eine Stichflamme. das Treibstoffgemisch erhitzt sich so stark, dass es explodiert am 12. August 2000 um 11.28 Uhr und 27 Sekunden Moskauer Zeit, in einem Torpedorohr auf der rechten Seite der ersten Sektion.
  • Möglicherweise machen auch die Matrosen einen Fehler, denn an Stelle der Stammbesatzung sind etwa 40 Prozent der Soldaten an Bord normalerweise auf anderen U-Booten beschäftigt. Im Torpedoraum lagern auf Spezialgestellen 22 Torpedos. Sie sind mit Sprengköpfen und mit einem automatischen Löschsystem ausgestattet. Schnell erhitzt sich der Raum. Die Matrosen müssen zu diesem Zeitpunkt schon tot gewesen sein. Die Temperatur steigt auf 2000 Grad, das Löschwasser verdampft. Nach zwei Minuten und 15 Sekunden explodieren vermutlich einige der gelagerten Torpedos. Die Explosion verwüstet die Abschnitte I bis IV, Meerwasser bricht ins Schiff ein.
  • Die seismologische Station NORSAR im Norden Norwegens registriert den ersten großen Ausschlag und zwei Minuten und 15 Sekunden später zeichnete die Station ein weiteres enormes Signal auf. . "Das Signal entspricht eindeutig einer sehr großen Explosion in der Größenordnung von mehreren Tonnen TNT. Wenn jeder Torpedo um die 200 bis 250 Kilogramm Sprengkraft hat, dann sind mindestens zehn, vielleicht bis zu 20 Torpedos explodiert." so Frode Rigndal, Direktor von NORSAR.
  • Ihr Bug der "Kursk" wird praktisch weggesprengt, das 18 000 Tonnen schwere U-Boot rast in die Tiefe und kommt auf dem Meeresgrund, 108 Meter tief, zum Stillstand.
  • 23 Seeleute sammeln sich im Abschnitt IX; dort ist der Notausstieg und Rettungsgerät. In diesen Abschnitt flüchtet sich auch Dimitrij Kolesnikov. Sein Abschiedsbrief, der nie vollständig veröffentlicht wurde, soll Informationen über den Verlauf des Unglücks enthalten.
  • Wie lange die Seeleute in Abschnitt IX überlebten, weiß niemand. Am Morgen des 21. August öffnen norwegische Taucher die Luke zur "Kursk". Zu diesem Zeitpunkt sind alle 118 Personen an Bord längst tot.

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118 tote Matrosen, lügende Politiker und ein kompletter Atomraktor in der Barentsee. Ist Letzteres vielleicht die Ursache dafür, dass die Kursk die Presse viel mehr bewegt, als die Versenkung der "Ehime Maru" durch die "Greenville"??
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